6.25.2009
Sth. about the codes
6.23.2009
Von „kaffeklatsching“ bis „wischi-waschi“ – wenn deutsche Wörter auf Weltreise gehen
Wir surfen mit sicherer Firewall durchs Internet, sagen „sorry“ statt „Entschuldigung“ und sind erstaunt, wenn unsere Kinder anstatt „megacool“ einfach nur „super“ sagen. Immer mehr Anglizismen erobern die deutsche Alltagssprache. Doch was vielen wie selbstverständlich erscheint, beklagen Linguisten und engagierte Sprachhüter: Gefährdet der starke Einfluss des Englischen die deutsche Sprache? Genug des Jammerns, befand die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. (GfdS) und startete 2004 eine Gegenbewegung. Das Projekt Ausgewanderte Wörter war geboren.
„Wir wollten herausfinden, welche deutschen Wörter im Ausland alltäglich benutzt werden,“ so Professor Dr. Rudolf Hoberg von der GfdS. Wörter wie „Kindergarten", „Gemütlichkeit", „Sauerkraut" und „Bratwurst" waren längst als deutsche Importe bekannt. Die zentralen Fragen waren: Gibt es da noch mehr? Wie weit sind deutsche Wörter tatsächlich gereist? Haben sie dort die gleiche Bedeutung oder eine gänzlich andere? „Die Resonanz auf die erste Ausschreibung des Projekts war gewaltig“, sagt Hoberg. So gewaltig, dass in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachrat die Suche nach den ausgewanderten Wörtern international bekannt gemacht wurde: Über 6000 Wörter deutschen Ursprungs, die in alle Welt ausgewandert sind und dort eine neue sprachliche Heimat gefunden haben, wurden eingesandt. Das Sammelsurium der vielen lustigen, erstaunlichen und verblüffenden Erzählungen, Anekdoten und Berichte ist nun nachzulesen in der begleitenden, gleichnamigen Publikation Ausgewanderte Wörter, erschienen im November 2006 beim Hueber Verlag.
I don't want to schlepp!
„Die Wörter der deutschen Sprache sind im Ausland viel bekannter als wir dachten“, sagt Professor Hoberg. Auch wenn sich die Reiseziele deutscher Wörter quer über den Globus erstrecken: Die meisten Einsendungen stammen aus dem osteuropäischen und englischen Raum. „In beiden Räumen gibt es lange deutsche Traditionen, folglich sprechen dort viele Menschen unsere Sprache“, erläutern Dr. Karin Eichhoff-Cyrius und Dr. Lutz Karnisch von der GfdS.
Erdbeer-Schmier aufs Brot
Von Katzenjammer und Brüderschaft
Doch manche Wörter verlieren beim Weltenbummeln auch ihre ursprüngliche Bedeutung. So ist kaum zu erklären, warum die britische Jugend ausgerechnet das deutsche Wort „uber“ (von über) als Steigerungsform von „super“ oder „mega“ benutzt. Auch das am häufigsten eingesandte Wort der Ausschreibung, das französische „Vasistas“ (Dachfenster, Oberlicht), lässt (noch) viele Fragen offen. „Das Projekt bietet keine linguistische Untersuchung. Manche Wörter, die uns zugesandt worden sind, können auch nur eine Eintagsfliege sein“, erklärt Professor Dr. Hoberg.
Fest steht aber allemal: So viel Spaß wie die ausgewanderten Wörter macht Sprache selten. Im Zuge der Globalisierung, und durch Bücher, Fernsehen und Internet wandert die deutsche Sprache unaufhaltsam und wird ganz sicher immer weitere neue (Stil-)Blüten treiben. Genau wie alle anderen Sprachen auch, denn: Sprachen kennen keine Grenzen, sie packen ihre Koffer und ziehen einfach los. Wir wünschen gute Reise!
Bettina Levecke
ist freie Journalistin.
Copyright: Goethe-Institut, Online-Redaktion
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Dezember 2006